Thema #4 Handwäsche vs. Waschstraße

Ein professioneller Aufbereiter wird immer empfehlen, das Fahrzeug von Hand zu waschen. Auch der ambitionierte Pflegeenthusiast weiß das und mittlerweile auch viele Autofahrer, die Wert auf Ihr Fahrzeug legen.

Aber was ist eigentlich das Problem bei diesen vielen Waschstraßen?

Viele werben schließlich damit, dass sie die neueste und schonendste Technik benutzen und über textile Mikrofaser-Waschbürsten verfügen. Das ist auch alles schön und gut und im Gegensatz zu früher wirklich ein Fortschritt. Viele werden es bestimmt noch kennen. Die gute alte Tankstellenwaschstraße, die noch diese harten Kunststoffbürsten hatten, die dann über den Lack gepeitscht sind. Ein Relikt aus vergangen Tagen und heute zum Glück so gut wie gar nicht mehr vorzufinden. Na immerhin etwas!

Derweilen haben wie oben schon erwähnt die schonenden Mikrofaser-Lappen Einzug erhalten. Diese sollen möglichst schonend den Lack reinigen. Wir fahren in die Waschstraße, wählen für 15 € das Rundum-Sorglos-Premiumpaket mit allen erdenklichen Extras und im Anschluss soll das Fahrzeug gereinigt werden und kommt blitzblank, versiegelt, gewachst und in neuem Glanz herausgefahren. Im Anschluss darf man dann noch sein Fahrzeug kostenlos saugen und man fährt zufrieden mit dem sauberen Fahrzeug dem Sonnenuntergang entgegen. In der Theorie vielleicht. Aber in der Praxis sieht das Ganze dann doch etwas anders aus!

Nun ja, an erster Stelle liegt für einen Waschstraßen-Betreiber natürlich die Zufriedenheit des Kunden. Und so müssen, egal wie schmutzig die Fahrzeuge auch sind, alle richtig sauber werden. Hierzu werden in der Regel sehr starke Reiniger benutzt. Diese liegen eher im höheren PH-Wert. Das hat den Grund, dass in kürzester Zeit, max. 3 – 5 Minuten, ein Fahrzeug komplett gereinigt werden und selbst hartnäckigster Schmutz gelöst werden soll. Denn Zeit ist Geld, und im Sommer stehen die Kunden oft schon bis zur Straße und warten, dass sie drankommen. Das Problem dabei ist nur, dass die Reiniger nicht unbedingt die schonendsten für den Lack sind.

Natürlich blättert der Lack danach nicht ab und das Fahrzeug glänzt vorerst auch. Dennoch wird die Lackoberfläche dabei leicht angegriffen und in einem schleichenden Prozess irgendwann verwittert erscheint. Aber gut, hier sprechen wir von Jahren und ist darum im ersten Augenblick erst mal nicht so tragisch. Sollte man aber sein Fahrzeug zuvor mal von Hand gewachst haben, lösen die Reiniger natürlich dieses komplett ab und das Wachs ist Geschichte. Hier spielt es auch keine Rolle wie teuer und noch so hochwertig dieses ist. Gegen die Chemikalien und die mit der Rotation verbundene Kraft, mit der die Bürsten da wirken, hat ein Wachs keine Chance. Selbst richtig gute und harte Versiegelungen streichen vorzeitig die Segel.

Dazu kommt, dass einem suggeriert wird, dass der Lack am Ende versiegelt oder gewachst wird. Und man ja diesen Abperleffekt, ähnlich einer Lotusblüte auf dem Lack wahrnehmen kann. Also nee Leute, das funktioniert so nicht wirklich. Klar gibt es Nassversiegelungen, aber die, die man da in der Waschstraße so als Topping aufs Auto bekommt, halten vielleicht bis zum nächsten Regen und das war’s dann auch schon. Aber gut, auch damit sind viele schon zufrieden, und wenn man jetzt mal die Chemie außer Acht lässt, ist das ja alles ganz okay.

Nur wie sauber wird das Fahrzeug wirklich?

Wir haben vertikal und horizontal rotierende starre Achsen, die sich ums Auto bewegen. Je nach Länge der daran befindlichen Streifen sollen die dann auch so ziemlich jeden Bereich des Fahrzeuges erreichen können und reinigen. Genau, so ziemlich. Oft ist es nämlich so, dass gerade im unteren Bereich des Fahrzeugs nicht alle Stellen erreicht werden.

Das gilt für den hinteren Bereich der Ladekante, wenn da ein entsprechender Versatz ist, oder auch für den Außenspiegelbereich oder genauso für die Mulden einer Frontschürze. Dann sind einige Fahrzeuge wieder eckiger, größer oder runder. Auch hier muss man sich dann für ein technisches Mittelmaß entscheiden. Und so kann es halt sein, dass irgendwo noch ein paar Stellen schmutzig bleiben.

Aber auch das ist für viele kein Problem, denn man kann zur Not ja nochmal mit einem Lappen nachwischen. Nun gut!

Das größte Problem, das wir aber erkennen und oft auch bei unseren Kundenfahrzeugen feststellen, sind natürlich die so genannten Waschstraßen Kratzer!!!

Egal wie toll das Mikrofaser da in den Waschstraßen auch ist, egal wie neu und modern die Waschstraße auch sein mag, der Dreck bleibt in den Tüchern hängen und zieht seine Bahnen schön über das nächste Fahrzeug und nimmt immer wieder neuen Dreck auf. Und wenn wir ganz viel Pech haben, war vor uns der Bauer Horst mit seinem SUV drin, der vorher aber noch mal schön über den Feldweg geprescht ist. Es gab sogar schon Fälle von richtigen Beschädigungen am Fahrzeug. Zwar selten, aber kam vor. Und dann ist das Theater groß. Der Betreiber wird zunächst abstreiten, dass es durch seine Waschstraße passiert ist, und Ihr seid somit in der Beweispflicht. Und wer macht schon jedes Mal Fotos vom ganzen Auto, bevor er durch eine Waschstraße fährt. Aber das sind sicherlich auch nur Ausnahmefälle.

Wir befassen uns hier erst mal nur mit dem Bauer Horst und seinem SUV. Das ist sicherlich mit ein Hauptgrund, wie diese ganzen feinen Mikro-Kratzer entstehen. Da kann man noch so schön sagen: „Am Ende des Arbeitstages kärchern wir die Anlage ab!“ Dennoch wird sich der Dreck aus den Fasern der Lappen auch mit dem Hochdruckreiniger nicht so leicht entfernen lassen. Und je nachdem wie viel Lust der freundliche Mitarbeiter am Ende des Tages noch hatte, wird so was vielleicht auch nicht unbedingt gewissenhaft erledigt. Also wird auch immer etwas Dreck in den Bürsten bleiben.

Hier kann man mit einer Handwäsche natürlich ganz anders agieren. Bei einer gründlichen Handwäsche gibt es so gut wie keine Stelle, die man nicht erreichen kann. Außer vielleicht der Unterbodenbereich. Aber selbst da kann man auch mal einfach den Hochdruckreiniger unters Fahrzeug halten und drauf los sprühen. Das ist vielleicht auch der einzige Bereich, den man dann nicht so sauber bekommt wie in einer Waschstraße. Aber jetzt mal unter uns, wer legt sich selbst nach der Waschstraße unters Auto mit Spiegel oder Wagenheber und weiß wie sauber es danach wirklich ist. 😉 Gut, sprechen wir diesen einen Punkt jetzt der Waschstraße zu.

Ansonsten werden wir alle Bereiche am Fahrzeug immer gründlicher und vor allem schonender erreichen als die Waschstraße.

Und wenn man sich dann auch mit der richtigen Waschmethode befasst und das richtige Waschequipment zur Hand hat, dann macht das auch richtig Spaß. Vor allem kann man dabei einfach mal abschalten, nette Leute kennen lernen und man tut seinem Fahrzeug was Gutes. Vor allem dann wenn das Fahrzeug neu ist oder für viel Geld wieder aufbereitet wurde.

Dennoch tut eine Waschstraße auch ihr Werk. Und wenn man nun mal nicht der Typ für eine Handwäsche ist oder man schlicht und ergreifend keine Lust dazu hat oder man einfach sagt, bei dem Fahrzeug lohnt das jetzt eh nicht, dann macht man halt ein paar Abstriche und fährt gemütlich durch die Waschstraße. Tut Euch nur selber einen Gefallen und wählt dann eine gute! Die Preise liegen oft nur ein paar Euro auseinander.

Ach ja, was ihr auf keinen Fall machen sollt und dürft: Benutzt niemals die Bürste in den Waschboxen!!! Das ist eine absolute Todsünde. Diese sind schlimmer als jede Bürste in jeder Waschstraße. Oft werden diese von Benutzern für den Unterboden benutzt, einfach auf den dreckigen Boden geschmissen und danach auch nicht gereinigt. Da habt ihr sofort Kratzer oder Schlimmeres im Lack!

Hoffentlich konnten wir Euch die Handwäsche etwas näherbringen. Natürlich ist so was mit einem wesentlich höheren Zeitaufwand verbunden. Keine Frage! Aber wie gesagt, es macht Spaß! Probiert es aus! Man sieht sich an der Waschbox!