Thema #2 Lackschutz erklärt!

Was ist eigentlich ein guter und richtiger Lackschutz? Welche Arten gibt es und worin unterscheiden sich diese im Einzelnen?

Wie in unserem ersten Thema kurz erwähnt, befassen wir uns jetzt mit dem Lackschutz mal genauer und erklären, was diesen so besonders und vor allem so wichtig macht.

Gebe ich mein Fahrzeug in die Hände eines professionellen Aufbereiters, dann einzig und allein aus dem Grund, dass der Lack wieder richtig aufbereitet wird. Zum einen um die unschönen Kratzer zu beseitigen und zum anderen damit dieser auch wieder in neuem Glanz erstrahlt. Aber was passiert danach? Wie kann ich neue Kontaminationen verhindern – und vor allem: Was kann ich dafür tun, damit das auch lange anhält? Schließlich habe ich für die Aufbereitung auch viel Geld bezahlt und möchte davon mehr haben als ein paar Wochen Glanz!

Ein guter Aufbereiter wird immer zwei Empfehlungen aussprechen. Zum einen dass man nach Möglichkeit sein Fahrzeug nach der Aufbereitung per Hand wäscht und vor allem dass der Lack mit einer entsprechenden Versiegelung langanhaltend geschützt wird. Zur Handwäsche kommen wir aber noch in einem gesondertem Thema!

Eine gute Aufbereitung ist nur so lange schön wie diese auch nachgepflegt wird. Und wenn wir schon dieses ganze Prozedere auf uns nehmen, tragen wir auch nach der Lackaufbereitung eine entsprechende Lackversiegelung auf. Diese ist sehr wichtig, damit das Ergebnis, das wir geschaffen haben, auch noch lange so erhalten bleibt und der Lack vor neuen Verunreinigungen und Witterungseinflüssen weitestgehend geschützt ist.

Befassen wir uns zunächst einmal mit der modernsten und technologisch fortschrittlichsten Form der Versiegelungen, der Keramikversiegelung!

Vorab sollten wir aber noch eines klarstellen, egal für welche Art der Versiegelung wir uns entscheiden, keine davon ist ein Zaubermittel. Da kann man ein noch so teureres Produkt nehmen, am Ende ist es nur eine hauchdünne Schicht, die wir auftragen; die nur bis zu einem gewissen Grad resistent gegen Umwelteinflüsse ist. Allerdings muss man dazu auch erwähnen, dass schon einiges passieren muss, bis diese Schicht nicht mehr vorhanden ist. Hier gibt es dann auch unterschiedliche Qualitätsstufen!

Keramikversiegelung! Was ist das genau?

Sicherlich hat jeder schon einmal das Wort Keramik gehört. Aber wir dürfen das hier nicht mit dem Porzellan im Schrank oder mit dem aus der Zahnmedizin vergleichen. In der Aufbereitung spricht man auch gerne mal von der Glaskeramikversiegelung. Generell wird das Wort Keramikversiegelung auch mittlerweile als Ersatz für das in der professionellen Aufbereitung gemiedene Wort Nanoversiegelung benutzt.

Nanoversiegelung!

Das “Unwort” des Jahrhunderts in der Fahrzeugpflege-Szene… die gute Nanoversiegelung.

Jeder eingefleischte Fahrzeugpflege-Enthusiast wird dieses Wort nie, nie, nie, nie, nie benutzen. Warum? Nano… sagt nichts anderes aus, als dass die enthaltenen Teilchen sehr klein sind – so wie bei ALLEN Arten von vernünftigen Autoversiegelungen und in so ziemlich jedem Produkt, das wir im Haushalt haben. Es sagt uns also NICHTS über die Qualität oder die Wirkungsweise der Versiegelung und ist in diesem Zusammenhang ein reines Werbewort. Sollte ein Aufbereiter mit einer Nanoversiegelung werben, kann das zwei Gründe haben:

1. Er hat selbst keine Ahnung von dem, was er da tut oder verkauft

2. Er nutzt dieses Wort, um seinen Kunden  (Laien) ein Produkt leichter erklären zu können und setzt auf die Werbewirkung dieses Trendworts. Darum sprechen wir heute von Keramikversiegelung, denn dieses Wort hat eher etwas mit der richtigen Begriffserklärung zu tun als das Wort Nano.

In einer Keramikversiegelung ist genauso wenig Keramik drin wie ein echter Hase in einem Schokohasen!

In der Fachsprache würde man hierzu eher Siliziumversiegelung sagen. Siliziumversiegelungen basieren auf dem Prinzip, das eine Form von Silizium (häufig Siliziummonooxid oder Siliziumdioxid) durch ein chemisches Verfahren derart verändert wird, dass es sich extrem elektrostatisch auflädt, also eine starke positive Ladung erhält. Das führt dann dazu, dass sich die Versiegelung optimal mit den negativ geladenen Molekülen des Lacks verbinden kann. Es gibt in diesem Bereich vermutlich die meisten Versiegelungen auf dem Markt. Dazu gehören auch Versiegelungen auf PHPS-Basis. Hinter dieser Abkürzung verbergen sich Versiegelungen auf Polysiloxan-Basis – eine Verbindung aus Silizium und Sauerstoffatomen. Von dieser Form der Versiegelung gibt es etliche Varianten, auch in ganz unterschiedlichen Qualitätsstufen. Eine Siliziumversiegelung sollte nur vom Fachmann verarbeitet werden. Es gibt sicherlich auch derartige Versiegelungen im Handel für private Anwender. Aber auch für diese Versiegelungen braucht man ein entsprechendes Hintergrundwissen. Wenn eine RICHTIGE Versiegelung erst einmal vollkommen ausgehärtet ist und man im Nachhinein Schlieren entdeckt, können die nur durch maschinelles Polieren wieder entfernt werden.

Die Oberfläche muss vor einer Siliziumversiegelung optimal vorbereitet sein, damit die Versiegelung optimal haften und ihre vollen Fähigkeiten entfalten kann. Im Prinzip gilt dies für alle Arten von Lackversiegelungen.

Eine Versiegelung hinterlässt im Vergleich zu einem Wachs einen eher harten Spiegelglanz. Der Vorteil im Vergleich zu einem Wachs liegt darin, das eine Versiegelung je nach Hersteller eine Standzeit von 1 – 3 Jahren mit sich bringen kann. Die Nachpflege ist auch relativ einfach, da es hier keiner besonderen Aufmerksamkeit bedarf. Der Preis für so eine Aufbereitung mit zusätzlicher Siliziumversiegelung ist zwar relativ hoch, aber rechnet sich dann wieder in der Standzeit und Nachpflege.

Die Nachpflege ist hier besonders einfach, da der Dreck nicht mehr so stark anhaften kann und somit eine schonendere Reinigung ermöglicht, was zudem dann wiederum das Kratzerrisiko minimiert! Und das ist es ja, was wir wollen: langanhaltender Glanz und möglichst lange keine neuen Kratzer.

Aber leider werden sich diese mit der Zeit selbst bei schonendster Reinigung wieder einschleichen. Selbst mit dem besten Waschequipment ist dieses auf Dauer nicht zu verhindern. Aber hier richtet sich dieses Risiko dann auch wieder nach der Qualität der Versiegelung. Umso hochwertiger das Produkt, umso kleiner ist das Kratzerrisiko. Natürlich können Kratzer durch starke mechanische Einwirkung wie beispielsweise einen Einkaufswagen, Schlüssel, Nieten an Hosen etc. nicht verhindert werden.

Dennoch sind die feinen Kratzer dann vorerst in der Versiegelungsschicht sichtbar und nicht auf dem darunter befindlichen Lack. Bei einer neuen Aufbereitung sollte dann in der Regel nicht mehr so viel zu tun sein wie am Anfang. Denn man würde hier nur die alte Versiegelungsschicht ab- und eine neue wieder auftragen.

Was hier auch noch einen netten Nebeneffekt mit sich bringt, ist das sogenannte Beading und Sheeting. Beading steht für die Perlenbildung auf dem Lack und Sheeting für das Wasserablaufverhalten. Wir wünschen uns zwar nie den Regen, aber wenn er denn da ist, sieht es natürlich sehr schön aus, wenn auf dem Lack keine großen Wasserfilme stehen, sondern tausende kleine, gleichmäßige Wasserperlen, die beim Bremsen oder vom Fahrtwind einfach ablaufen.

Eine abgespecktere Variante der Siliziumversiegelung ist die PTFE- Versiegelung.

Versiegelungen auf Basis von Polyetrafluorethylen (= PTFE oder besser bekannt als Teflon) finden seit geraumer Zeit auch bei der Lackversiegelung Anwendung. Die Wirkungsweise ist hierbei größtenteils mechanisch, da sich PTFE in den winzigen Bergen und Tälern im Lack “festhält”. Das führt allerdings dazu, dass sie sehr anfällig gegen mechanische Einwirkungen sind (z. B. durch Waschstrassen). Weiterhin ist PTFE sehr reaktionsträge, was es selbst sehr widerspenstig gegen die meisten Chemikalien (Alkohole, Basen, Säuren, Benzine, Öle etc.) macht. Teflon ist außerdem temperaturbeständig von -270 °C bis +260 °C, so dass ihm Sonne und Frost in der Regel nichts anhaben können. Auf Grund seines sehr niedrigen Reibungskoeffizienten weisen PTFE-Versiegelungen eine schöne Glätte auf, was dazu führt, dass Wasser gut abfließen kann (im Pflegejargon: Sheeting). Der Kontaktwinkel zum Wasser beträgt 126 °C. Das ist ein hoher Kontaktwinkel, der dazu führt, dass Wasser sehr runde Tropfen bildet, also eine geringe Auflagefläche am Lack hat und so leichter abfließt (im Fachjargon Beading). Zusammenfassend sind PTFE-Versiegelungen grundsätzlich zu empfehlen. Das Beading und Sheeting ist bei einer Siliziumversiegelung auf gleichem Niveau, meist sogar besser.

Die Standzeit liegt bei ca. 4 – 12 Monaten.

Schlussendlich kommen wir nun zur klassischsten Variante und damit wahrscheinlich zur bekanntesten aller Versiegelungsarten, dem Wachs oder besser gesagt, dem Carnaubawachs.

Auch wenn es im Oberbegriff zu den Versiegelungen zählt, basiert ein Wachs meist auf natürlichen Rohstoffen. Ein Wachs ist dann schon eher was für den ambitionierten Do-it-yourself-Autopfleger und -Enthusiasten.

Carnauba ist ein Wachs, welches von der Brasilianischen Carnaubapflanze stammt. In der reinen ursprünglichen Form ist Carnauba steinhart und lässt sich so gut wie nicht auf dem Lack verarbeiten. Deswegen werden einem Wachs außer Carnauba gewisse Weichmacher, Öle und Duftstoffe beigesetzt. Diese ermöglichen dann die Verarbeitung von Carnaubawachs.

Je hochwertiger die Zusatzstoffe und je höher der Carnaubaanteil, desto teurer kann ein Wachs sein. Wachse können schon bei 20 € anfangen und bei 55.000 € aufhören. Dazwischen ist jede Preiskategorie und Qualitätsstufe vertreten.

Natürlich verarbeiten wir auf Wunsch auch ein hochwertiges Wachs anstelle der anderen genannten Versiegelungsarten. Allerdings ist dies bei einer hochwertigen Aufbereitung nie unsere erste Empfehlung, auch wenn es einen schönen Glanz mit sich bringt und der Lack sich schön glatt anfühlt. Der Nachteil liegt hier ganz klar in der Standzeit und vor allem in der Schutzwirkung. Das Wachs legt sich hauchdünn auf den Lack auf und geht keine richtige Verbindung mit ihm ein. Auch kann ein Lack nur eine bestimmte Menge an Wachs aufnehmen. Somit ist ein weiteres Schichten nicht möglich und unnötige Materialverschwendung. Außerdem ist ein Wachs viel anfälliger für Umwelteinflüsse und chemische Reiniger. So kann beispielsweise einfaches Spülmittel im Waschwasser schon dafür sorgen, dass das Wachs entfernt wird.

Damit soll man natürlich sowieso nicht waschen!!!! Aber gut, dass wir drüber gesprochen haben.

In der Regel hat ein gutes Wachs eine Standzeit von 3 – 6 Monaten bei entsprechender Pflege. Nach dieser Zeit ist es empfehlenswert, die Wachsschicht zu erneuern.